Warum isst die Welt, wie sie isst? 2.Teil Das Spiel mit dem Essen
Das Thema zu dem ich heute schreiben will hängt mit der interaktiven Ausstellung „Das Spiel mit dem Essen“ zusammen die noch bis Mitte November 2019 in Schloss Hof und Schloss Niederweiden statt findet. Sie nimmt den Besucher gefangen indem sie ihn in die weltweite Erfahrung von Nahrung eintauchen lässt. Es werden historische und aktuelle Daten präsentiert und die mögliche Zukunft beleuchtet. Dieser zweite Teil der Ausstellung beleuchtet zuerst die weltweiten Transportwege über die Nahrungsmittel, die wichtigsten Häfen und die Logistik der Container sowie die maritimen Schiffahrtswege.
Wusstest du, dass sich die zehn größten Häfen der Welt in Asien befinden? Wusstest du, dass das größte Containerschiff das auf den Ozeanen verkehrt mehr als 21000 Container transportiert werden können? Wusstest du, dass in nur einen Container mehr als 7000 Cornflakes-Packungen passen? Obwohl ein Schiff dieser Größenordnung 9 Tonnen Treibstoff pro Stunde verbraucht ist der Transport von Nahrungsmitteln mittels Containerschiffen ist mit einem relativ geringen CO2-Ausstoß pro Produkt verbunden.
Von den Containern geht es weiter zu den Verpackungen. Sie sorgen dafür, dass die Produkte in optimalen Konditionen den Zielort erreichen. Der Ursprung von Dosen als Verpackungsmaterial geht auf die Zeit von Napoleon Bonaparte zurück, als Nicholas Appert dieses Konzept entwickelte um Nahrungsmittel haltbar und besser transportabel zu machen. Heutzutage ist die Verwendung von Kunststoffen als Verpackungsmaterial ein großes Problem, das unseren Händen entgleitet. Wir sind eine Generation die nur mit Verpackungsmaterial enorme Mengen an Müll erzeugt. Die durchschnittliche Verwendungsdauer eines Plastiksackerls ist allerdings nur ungefähr 12 Minuten.
In der Ausstellung wird das Konzept und die Geschichte des „Selbstbedienungssupermarkts“ beschrieben. Es existiert seit 1916, als der Amerikaner Clarence Saundes den ersten Markt dieser Art eröffnete. Seit damals hat sich das Konzept als quasi-Standard in der ganzen Welt durchgesetzt. 1974 wurden 13,5% der Lebensmittelausgaben einer Familie für Gastronomie (e.g. Restaurantbesuch, Pizzaria) aufgewandt, 2015 waren es bereits 33,5%. Abschätzungen zeigen, dass eine Person ungefähr zwei Jahre seines Lebens dafür aufwendet um Einkäufe im Supermarkt zu erledigen. Das Modell, so wie wir es kennen unterliegt allerdings ebenfalls großen Änderungen. Amazon möchte beispielsweise Minisupermärkte (Amazon Go) ins Leben rufen. Dort soll es keine Kassen geben. Die Kunden registrieren sich mithilfe einer Smartphon-App und mit Kameras wird automatisch registriert was der Kunde aus den Regalen nimmt und in den Einkaufswagen legt. All die gewählten Produkte enden schließlich auf der Rechnung ohne an einer Kassa alle Produkte registrieren lassen zu müssen. In Korea gibt es virtuelle Supermärkte in Bus- oder U-Bahn-Stationen bei denen die Produkte anhand von Fotos in aufgezeichneten Regalen ausgewählt werden können. Mit dem Smartphone scannt man die Barcodes, die Bezahlung erfolgt online und die Bestellung wird direkt in die Wohnung geliefert. Eine schwedische Firma wiederum bietet einen mobilen Supermarkt an, der ebenfalls via App bedienbar ist.
Im Zuge des Technologiebooms in dem wir uns befinden entstehen auch Produzenten die es Menschen ermöglichen sich in Plattformen im Internet anzumelden um jede Woche oder einige Male pro Monat einen Gemüsekorb zu erhalten. Dieses Gemüse ist dann lokal produziert und von der Saison abhängig. Es gibt auch Firmen, die Bio-Produkte direkt beim Produzenten abholen und schließlich mit Fahrrädern bis zum Konsumenten bringen. Während ein Bürger in Österreich einen Apfel aus Neuseeland essen kann, der eine Reise von 18.000 km hinter sich hat bevor er im Supermarkt landet, könnte dieselbe Person auch einen Apfel aus der Region konsumieren, der nur eine Reise von 130 km zurückgelegt hat.
Heutzutage finden sich viele Nahrungsmittel aus diversen Regionen der Erde im Supermarkt und sind so für uns erreichbar geworden. Auf der anderen Seite wird viel Nahrung verschwendet. In Österreich werden pro Jahr in etwa 157.000 Tonnen Nahrungsmittel im Müll entsorgt. Erfreulicherweise existieren auch Initativen so wie Foodsharing, die versuchen diese Zahlen zu reduzieren. Einige Marken von österreichischen Lebensmitteln versuchen die Verwendung von Palmöl zu vermeiden. Palmöl erzeugt riesige Ökologische Probleme in jenen Regionen der Erde in denen diese Palmen angepflanzt werden. Speziell in Indonesien wurden gigantische Flächen an tropischen Wäldern abgeholzt um Platz für Palmen-Monokulturen zu schaffen. Das entwickelt sich in eine Bedrohung für die Lebensgrundlagen der Bevölkerung, es erzeugt Kinderarbeit und es schädigt die Population der Orang Utans nachhaltig. Jede Stunde wird in Indonesien eine Fläche von ca. 146 Fußballfeldern abgeholzt.
Es existieren viele Gütesiegel die das Ziel haben dem Kunden eine Orientierung im Bezug auf die Qualität des gekauften Produktes zu geben. Trotzdem muss der Konsument immer kritisch betrachten welche Normen vorgeschrieben sind und ob die Normen der Nachhaltigkeit eines jeden dieser Produkte auch wirklich eingehalten werden. Das Gütesiegel MSC (Marine Stewardship Council) beispielsweise zeichnet Fische aus dem Meer und Meeresfrüchte aus. Laut Greenpeace allerdings werden auch mit diesem Siegel nicht jene Standards erfüllt, die für eine Nachhaltige Fischwirtschaft und die für eine Erholung der Fischpopulationen und der Ökosysteme in den Meeren notwenig wären. Eigentlich müsste der Fischfang in vielen Regionen der Meere für eine Zeit lang komplett pausiert werden um dem Meer Zeit zu verschaffen so eine Erholung zu erreichen. Greenpeace schlägt für unseren Fall (Österreich) vor, dass wird am besten Bio-Fisch aus österreichischen Teichen konsumieren sollten.
Neben den Innovationen die sich rund um die Ernährung entwickeln, stehen die Zahlen die uns über die Aspekte auf der Welt nachdenken lassen. Wenn man beispielsweise hört, dass sich der Preis von Weizen, von Reis und von Soja in den Jahren 2005 bis 2008 verdreifacht hat. Während in entwickelten Ländern zwischen 5% und 10% des Einkommens pro Person für die Ernährung ausgegeben wird sind es in Entwicklungsländern bis zu 60% des Einkommens. Außerdem besteht eine sehr große Diskrepanz im Wasserverbrauch. 2,1 Milliarden Personen verfügen über keine Quelle für Trinkwasser. 41% der weltweiten Bevölkerung lebt in den trockensten Zonen der Erde.
Die Ausstellung ist eine Einladung sich all dem bewusst zu werden was wir kaufen und in Folge dessen Transparenz von den Herstellern einzufordern. Wir sollen wissen woher das stammt was wir konsumieren. So können wir regionale und saisonale Produkte bevorzugen und so die Umwelt schützen. Das ist außerdem auch eine Maßnahme um den lokalen Handel und die lokale Produktion zu unterstützen.
Mit dem was du isst, hinterlässt du Spuren am Planeten!